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  • "Während die andere den Faden zog
    Von ihrer Spindel, sprach sie zu den ihren
    Von Troja, sprach von Fiesole und Rom."
    (Dante Alighieri)

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    1860 bis 1914:

    Florenz und das geeinte Italien: Die Unruhen von 1848-49 stärkten in Italien den Ruf nach nationaler Neuordnung. Giuseppe Garibaldi hatte versucht, Rom gegen die anrückenden Franzosen zu halten, aber aufgeben müssen. Die Einigung Italiens (Risorgimento) kam aus dem Norden: nicht von den Republikanern Garibaldis, sondern durch den Kanzler Savoyens, Graf Camillo Benso Cavour. Er betrieb die Einigung: zunächst 1859/60 mit dem alten Savo arden-Titel des Königreichs Sardinien (ab 14. 3.1861 Königreich Italien), dann, in zähen Verhandlungen errungen, mit der Hilfe Napoleons III., den er gegen Osterreich gewinnen konnte (Schlacht von Solfenrino).


    1859 dankte der letzte Habsburger Leopold II. ab, und mit dem Plebiszit vom März 1860 erklärte sich Florenz für den neuen italienischen König Vittorio Emanuele II. Mit fast 120 000 Einwohnern zählte Florenz damals zu den größten Städten Italiens und damit zu den Anwärtern auf den Status einer Hauptstadt. Rom blieb päpstlich, und so gab die zentrale Lage 1864 den Ausschlag für Florenz als Hauptstadt. Firenze Capitale: Ein Boom ohnegleichen ließ die Einwohnerzahl jäh auf fast 200 000 hochschnellen. Der Palazzo Pitti wurde Residenz, und in die alten Familienpaläste zogen Ministerien mit ihren Heerschaaren von Beamten ein. Mancher Florentiner mag froh gewesen sein, als man nach der Befreiung Roms (9.Oktober 1870) den Regierungssitz schließlich doch an Jahren den Tiber verlegte.

    Unter Umberto I. (1878-1900) wurde Italien Kolonialmacht (Eritrea-Äthiopien und Somalia, später auch Lybien) und trat dem Dreierbund mit Östereich und Deutschland bei. Peinliche Schlappen in Afrika (Niederlage von Adua 1896 gegen ein Eingeborenenheer Kaiser Meneliks von Äthiopien), die wirtschaftliche Krise des Südens und ein überhasteter Ausbau der Wirtschaft gipfelten schließlich 1900 in der Ermordung König Umbertos. Sein schwächlicher Erbe Vittorio Emanuele III. (1900-1947) war ein Spielball der Parteien.

    1910 fand der erste Kongreß der Associazione Nazionalista statt - Kern der Faschisten Mussolinis. 1914 trat der auf Ausgleich bedachte Ministerpräsident Giovanni Giolitti zurück. Sein national gesinnter Nachfolger Antonio Salandra führte Italien - unterstützt von Mussolini und dem Dichter Gabriele D'Annunzio - in der Hoffnung auf territoriale Gewinne in den Krieg gegen Österreich (23. 5.1915). 1918 konnte sich Italien aus den Trümmern des Habsburger-Imperiums zwar vergrößern; es bezahlte aber mit über 600 000 Gefallenen der Isonzo-Schlachten, dem ökonomischen Bankrott und wachsender Dominanz der Faschisten.

    Architektur/Kunst: Florenz blieb in diesen Jahrzehnten Großbaustelle: In den 1870er Jahren entstanden die befestigten Lungarni in heutiger Form, 1885-93 planierte man das Viertel des Mercato Vecchio, und es entstand der urbanistische Fremdkörper der Piazza della Repubblica. Der Ring der Stadtmauern musste der Umgehungsstraße weichen. Schon 1810 schlug der Architekt del Rosso die Errichtung eines Foro Napoleonico, einer gewaltigen Platzanlage zwischen Via Cavour, Via Giusti und Via Capponi vor: Stellen wir uns vor, wir müssten Florenz ohne Angelicos San Marco, ohne Brunelleschis Findelhaus, ohne die SS.Annunziata erleben!

    Aber auch die anderen Projekte der Zeit, die das historische Stadtbild empfindlich geschädigt hätten, sind zum Glück nur im Museo di Firenze com'era als Pläne zu besichtigen. In der Malerei schaffte man nach der Einigung den Anschluss an die internationale Entwicklung. Bemerkenswert sind die Macchiaioli, die Kleckser, eine stilistisch den Impressionisten verwandte, inhaltlich aber mehr und mehr national ausgerichtete Künstlergruppe, die sich um Giovanni Fattori in den Maremmen zusammenfand. In Florenz traf man sich im Cafe Michelangiolo in der Via Cavour (damals noch Via Larga). Im Cafe Giubbe rosse an der Piazza della Repubblica verkehrte zur Zeit des 1. Weltkriegs der Futuristenkreis der Acerbiani (die Ätzenden) um Filippo Tommaso Marinetti. Doch die Verherrlichung der Technik anstelle der Ästhetik konnte, so der Kunsthistoriker Bargellini, "die Florentiner nicht überzeugen".

    1914 bis 1945: Florenz zwischen den Kriegen: Mussolinis Faschisten haben sich nicht nur nach den antiken Amtszeichen des Konsuln, den Fasces benannt; auch der Anspruch des mediterranen Neu-Imperiums fußte auf dem Traum von antiker Größe. Am 28.10.1922 führte Mussolini seine Squadre zum Marsch auf Rom, putschte sich zum Ministerpräsidenten - und nahm aber auch Liberale und Katholiken in sein Kabinett. Die Nation als Solidargemeinschaft, straffe staatliche Organisation, aber zunächst auch die Integration politischer Gegner (Lateranverträge von 1929), dazu die Gesundung der Wirtschaft, schienen Erfolg zu haben. Der zunehmend brutale Umgang mit Gegnern führte zur Krise; nur mit polizeistaatlichen, Mitteln konnte Mussolini ab 1925 sein autoritäres Regime noch stabilisieren. In den 30er Jahren forcierte man die Kolonialpolitik (Annexion Abessiniens 1936).

    Der Bund mit Hitlerdeutschland im Achsenbündnis von 1936 (mit Japan 1937) führte letztlich zum Kriegseintritt. Mit der Verhaftung Mussolinis im Juli 1943 und dem Kriegsaustritt (3. 9. 43) wurde Italien von deutschen Truppen besetzt. Deren Rückzug ein Jahr später hat in Florenz viel unnützen Schaden angerichtet. So wurden in der Nacht des 3. 8. 1944 alle Arnobrücken außer dem Ponte Vecchio gesprengt und angrenzende Stadtviertel zerstört. Eine Woche später konnte das Comitato Toscano della Liberazione Nazionale die Stadt noch vor den Alliierten besetzen.

    Architektur/Kunst: Förderungsmaßnahmen verschafften dem Regime Ansehen: Zu nennen sind der Bau der Autobahn Firenze-Mare (1932/33), des Stadio Comunale (1932), die Einrichtung der Direttissima, der Eisenbahn-Direktverbindung nach Bologna und der hochmodernen Stazione S.Maria Novella (1933-35) noch vor der Stazione Termini in Rom. Kernprojekte der modernen Verkehrsanbindung von Florenz entstammen den 30er Jahren. Zur sonst so augenfälligen Kunst des neuen Regimes blieb Florenz auf Distanz, pflegte lieber Geschichte und oberflächlichen Neoklassizissmus. Der Prophet gilt bekanntlich nichts im eigenen Lande: Marino Marini jedenfalls machte in Paris und Mailand Karriere, nicht in Florenz oder gar im heimatlichen Pistoia. Selbst sein Museum voller Bronzepferde in S. Pancrazio scheint der Kommune eher lästig.

    Nach 1945: Das moderne Italien...Der Christdemokrat Alcide de Gasperi führte Italien in die Republik (Proklamation am 18. 6.1946). Die Wahlen hatten ein knappen Sieg der Republikaner ergeben (12,7 Millionen gegen 10,7 Millionen). Es ist bezeichnend für die Geschichte Italiens bis heute, dass de Gasperi bis 1953 allein neun Koalitionen vorstand. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Italiens hat seither keine der vielen Regierungen in den Griff bekommen, trotz EG-Beitritt (Römische Verträge von 1957) und positiver Entwicklung einiger Regionen. Verfilzung von Politik, Wirtschaft und organisierter Krimialität haben nicht nur im Süden die Entwicklung blockiert. Der Unmut der Bevölkerung führte zum Neuanfang des Jahres 1993. Von Mailand aus - das seither den hübschen Spitznamen Tangentopolis (von Tangente = Schmiergeld) führt - hat die Bewegung der Mani pulite (saubere Hände) mit der alten Hierarchie wenigstens an der Oberfläche aufgeräumt. Der Prozess ist seit der Machtübernahme durch den Medienmogul Berlusconi mehr als gefährdet.

    ...und Florenz heute: Verglichen mit Mailand und Rom scheint Florenz ein Paradies der Anständigkeit Sodezza auch im 20. Jahrhundert? Die Skandale halten sich in Grenzen, die öffentliche Meinung erregt seit 20 Jahren eher die Identität des Mostro, des Liebespaarmörders von Florenz (ein vielleicht doch nicht Schuldiger wurde 1994 verurteilt). Die 60er Jahre brachten Florenz den Ausbau seines heute modernen Verkehrsnetzes. Der aufwendige Tratto Apenninico der Autobahn (1960) verbindet Florenz mit Bologna, die Autobahn nach Rom wurde 1964 eröffnet. Seit ein paar Jahren macht ihr eine Rennstrecke der Eisenbahn (2 Stunden nach Rom) Konkurrenz. Ein Flughäfelchen (Peretola) hat man auch - dem Anreisenden sei aber Pisa empfohlen. Am 4. November 1966 setzte der Arno - nicht zum ersten Mal - die Stadt unter Wasser. Die teils katastrophalen Schäden an den Kunstschätzen der Stadt sind mittlerweile behoben und in langwieriger Kleinarbeit restauriert: so die Fresken der Brancacci-Kapelle, der Strozzi-Kapelle oder auch der Medici-Zyklus des Benozzo Gozzoli. Mit seinen unzähligen Museen und Kirchen, seinen unermesslichen Kunstschätzen ist die Arno-Metropole heute das neben Venedig und Brügge das bedeutendste Freilichtmuseum Europas.

    Nur ein Freilichtmuseum?

    Dem Besucher in der Hochsaison mag dies so scheinen. Aber was treibt die knappe halbe Million der Fiorentini, die nicht als Kellner arbeiten oder Leder, Ramsch, Pullover tragen und Eintrittsbillets verkaufen? Zunächst einmal ist Florenz als Hauptstadt der Toskana: eine Stadt der Verwaltungen und Gerichte. Sodann auch eine ganz normale Geschäftsstadt mit Läden, Banken, Märkten und allem, was dazu gehört. Mancher Florentiner hat aber auch seinen Job im industrialisierten Umland, in Calenzano oder in der traditionellen Textilindustrie in Prato, mit dem Florenz mittlerweile fast verschmolzen ist.


    Dann wäre da auch noch die Universität, wenn auch im Stadtbild eher unauffällig. Bibliotheken wie die Nazionale oder die Laurenziana haben Weltruf, sind aber nur die Spitze eines Eisbergs. Seit jeher gibt es eine Vielzahl kleiner und kleinster Akademien wie die Crusca, die Gorgofili oder die Colombaria, deren Publikationen, Kongresse und Veranstaltungen reges intellektuelles Leben dokumentieren. Entsprechend finden sich gute Buchhandlungen allerorten - das Buch war immer schon gewichtiges Gewerbe der Stadt.

    Theater und Konzertsäle entdeckt man erst auf den zweiten für den Blick, dafür aber viele und schöne: Dem Besucher sei das Teatro della Pergola ans Herz gelegt. Konzerte in den Kirchen sind an der Tagesordnung; so spielt etwa das Sinfonieorchester regelmäßig in der Badia. Auch die traditionellen Feste der Stadt finden sich wie Scoppio dello carro oder der Calcio storico sind lebendige Zeugen der Tradition.

    Wem dies zu kulturell ist: Auch eine andere Kultur, die des Essens und Trinkens wird in Florenz gepflegt. Ihre Akademien und Museen sind zunächst die Hundertschaften kleiner Bars, in denen man seinen Kaffee trinkt (man sagt übrigens Kaffäh, nur Touristen ordern Espresso), sein pannino (belegtes Brötchen) oder tramezzino (schlappes weißes Brot mit irgendetwas dazwischen) futtert, Schwätzchen hält, disputiert und Kleineinkäufe tätigt, aber auch die mal vornehmen, mal rustikalen Restaurants und Enoteche (Weinlokale), auch die Markthalle hinter S. Lorenzo mit ihrem schier unglaublichen Angebot. Und dazu gehören für den Florentiner allemal auch die vielen Wägelchen mit den - dem Touristen meist suspekten - dampfenden Leckereien wie dem Lampredotto, dem traditionellen florentinischen Imbiss des Populo minuto aus Kutteln bzw. Kalbskutteln.

    Die Textil- und Boutiquenmeile der Via Tornabuoni dagegen ist schon wegen des Verkehrsgetoses ungenießbar. Großflächige Attacken auf Geldbeutel und Kredikarten a la Via Condotti in Rom oder auch Großkaufhäuser wird man freilich vergeblich suchen. Dafür aber findet der aufmerksame Gast jede Menge kleiner gediegener - schon wieder Sodezza! - Geschäfte und Geschäftchen, ein jedes spezialisiert und freundlich - man probiere den Servizio all' Italiana einmal aus. Ein Gewerbe für sich in fast allen Stadtvierteln ist das Restaurieren von und Handeln mit Antiquitäten - die in Florenz einmal mehr gediegener erscheinen werden als anderswo, aber auch ihre Preise haben.

    Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen: Florenz lernt man nicht bei einem Besuch, in ein paar Tagen kennen. Zunächst überwältigen die Kunstschätze, beeindruckt das Bild der Stadt - zuletzt ermüdet ihre Masse. Nur wer sich Zeit nimmt und zurückkommt, wird auf ein anderes Florenz stoßen, auf eine Stadt liebevoller Details. Und wer sich gar lange Zeit nimmt, wird hinter der musealen Fassade auch die lebendige Kapitale der Toskana entdecken.

    Gehen Sie, vielleicht mit Vergil, der schon Dante leitete: Rerum ignarus imagine gaudet (den Unwissenden erfreut schon das Bild), oder überlassen Sie das letzte Wort Charles Dickens: "Lasst uns so lange wie möglich noch auf Florenz zurückblicken, und selbst dann, wenn wir die Kuppel seines Domes nicht mehr schimmern sehen, werden wir bei unserer Fahrt durch die liebliche Toskana uns seiner Pracht auf das Lebhafteste erinnern. Denn durch solche Erinnerungen wird Italien nur um so schöner." (Italienische Reise, 1845)

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